Auf unserem Weg in Richtung Potosí genießen wir wiederholt die Berglandschaft Boliviens und den immerzu sattblauen Himmel. Es geht in zahlreichen Kurven auf der Panamericana hinauf auf über 4200m und auch wieder gut 1000 Höhenmeter runter, um dann gleich wieder kurvenreich anzusteigen. Wir haben die Straße fast für uns, gelegentlich überholt uns ein LKW oder ein mit Menschen und Gepäck vollbepackter Minibus rast ungeduldig an uns vorbei. Fahrer und Beifahrerin des Tiogas sind hochkonzentriert, denn auch wenn wenig Verkehr ist, so kommen doch die Löcher und Straßenunebenheiten meist unerwartet oder kleine rote Fähnchen markieren gelbuniformierte Frauen und Männer, die am Straßenrand das Unkraut jäten. Dazwischen passieren wir staubige Straßendörfer, viele Lamas, Schafe und Esel. Bunte Wäsche hängt an Büschen zwischen den typischen lehmgrauen oder ziegelroten unverputzten strohgedeckten Adobe-Häuschen, die oftmals nur eine Tür haben und maximal ein Fenster.
Sichere und schöne Stellen fürs Übernachten oder für Pausen zu finden ist in dieser schwachbesiedelten Region gar nicht einfach. Wir folgen einem Tipp und biegen kurz vor Potosí in Tarapaya ab, quetschen uns über eine schmale Brücke und folgen dem ausgebleichten Schild Richtung „Laguna“. Nach einer abenteuerlichen, kurvigen und steilen Pisten werden wir mit unserem ersten bolivianischen Campingplatz und dem „Ojo del Inca“ belohnt. Die Kinder stürzen sich sofort begeistert in das 35 Grad warme Thermalwasser im Krater eines längst erloschenen Vulkans. Wir Erwachsenen freuen uns über eine warme Dusche mit dickem Wasserstrahl am Auslauf des Beckens und einen ruhigen und sicheren Schlafplatz, wenn auch zum stolzen Preis von 40 Bolivianos pro Person und Nacht.
Da am nächsten Tag wieder mal Feiertag in Bolivien ist – angeblich Nationalfeiertag – hören wir aus dem nahen Dorf die obligatorische Blasmusik, am Abend sehen wir unter dem satten Sternenhimmel Feuerwerke. Frauen, Männer und Kinder aus Potosí und den umliegenden Dörfern kommen zum Feiern an das „Ojo del Inca“, zum Wäschewaschen, schwimmen – in voller Montur - grillen, Sack hüpfen und Fußball spielen. Io und Linus planschen ausführlich, nur die besorgten Eltern zwingen sie zu Pausen, denn die Sonne strahlt unerbittlich in 3300m Höhe. Astrid gesellt sich zu den waschenden bolivianischen Familien. Der Tioga fungiert als Wäscheleine, unmittelbar daneben wird im Staub Fußball gespielt – na, wenigstens riecht die Wäsche gut!
Die Kinder wollen gerne noch einige Tage bleiben, aber wir haben ein Rendezvous mit einem Mechaniker in Potosí, denn Pedro, der Mechaniker in Poopó hat gründlich das Quietschens unserer Bremsen erkundet und uns ein neues Ersatzteil verordnet.
Potosí stellt sich als Herausforderung für ein großes Wohnmobil heraus, denn hier geht es so richtig steil und eng bergauf und bergab. Das Ersatzteil gibt es nicht, doch ein Standplätzchen beim Nachbarn vom Mechaniker und fragen uns wieder mal, wie die BolivianerInnen so müllresistent in den eigenen Gärten sein können.
Potosí ist sehenswert, schöne Häuser im Kolonialstil, enge Gässchen, viele Kirchen, hier trägt frau kurzen Rock mit Leggings und Riemchensandalen, dazu einen flachen Hut mit breiter Krempe – nur der Himmel ist hier nicht blau. Die Marktfrauen sitzen dick eingemummt zwischen ihren Kartoffel- und Karottensäcken und klagen über die extreme Kälte. Wann immer das Ersatzteil kommen mag, kommen wir zurück in die Kälte von Potosí.
Jetzt zieht es uns nach Uyuni und wir werden mit der besten Straße bisher, spektakulärer Wild-West-Kulisse mit vielen großen Lamaherden und riesigen Kakteen, zahllosen Kurven und der Begegnung mit drei weiteren reisenden Familien beschenkt.