Um nach Arequipa zu gelangen winden wir uns mit viel Schwerverkehr einige tausend Höhenmeter hinunter auf „nur“ 2300m. Rundherum ragt eine gewaltige Vulkankette bis auf über 6000m mit schneebedeckten Gipfeln heraus, das bringt heiße Quellen und tägliche mehrere, allerdings nicht spürbare, Erdbeben. Die Müllautos hier spielen in der Endlosschleife „Für Elise“ im Bontempi-Sound, damit die AnrainerInnen sogleich mit den Müllsackerln angelaufen kommen können, wir hoffen, dass die Müllmänner Ohrenbeleidigungszulage erhalten.
Hier in Arequipa, der zweitgrößten Stadt Perus, finden wir das, wovon wir in Bolivien gar nicht viel mitbekommen haben – den westlichen Konsumrausch. Die Menschen wirken europäisch, Cholitas, die wir bisher in jeder Stadt gesehen haben, nehmen wir hier kaum wahr. Gleich neben der imposanten Kirche reihen sich die Fast Food Ketten auf, auch der erste McDonalds - in Bolivien gab es keine - hier wird zur Combo standardmäßig Inka-Kola, das bevorzugte Getränk der PeruanerInnen, gereicht. Dieses uringelbe koffeinhaltige Getränk mit seinem unverwechselbaren süß-chemischen Geschmack nach flüssigem Kinderkaugummi, zu kaufen in unterschiedlichen Größen bis zu 2,25l, wird zu jeder Mahlzeit in rauen Mengen von Groß und Klein konsumiert. Wir halten uns da sehr zurück, offenbar muss man Inka-Kola schon mit der Muttermilch konsumiert haben, um einen Faible dafür zu entwickeln.
Der riesige „Plaza Vea“-Supermarkt bietet alles, was vorstellbar ist, sieben Tage die Woche. Der Besuch im Supermarkt am Sonntag ist ein Familienevent. An allen Ecken und Enden kreischt und quietscht es vor Kindern, die unbedingt dieses oder jenes noch in den Einkaufswagen gehievt haben wollen. Wir erstehen ein Glas Nutella zu einem astronomischen Preis und ebenso großer Freude für Stoffls Bäuchlein. Eine Tafel peruanischer Schokolade kostet 12 Sol und ist es nicht wert. Milchprodukte sind ebenfalls teuer, wie auch schon in Bolivien, die Geschmackrichtungen der Joghurts sind vielfältig, auch mit einigen uns unbekannten Früchten, Naturjoghurt gibt es wenn, dann gesüßt.
Erstmalig schlüpfen wir in unsere Sandalen und lassen die Sonne an unsere weißen Beine, um die wunderschönen Kirchen und Plätze Arequipas zu erkunden. Ein ausgedehnter Spaziergang im Kloster Santa Catalina – eine kleine Stadt in der Stadt – überrascht mit maurischer Architektur und verwinkelten Gässchen. Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert war es ein Privileg reicher Familien, ihre zweitgeborene Tochter am 12. Geburtstag mitsamt großer Mitgift ins Kloster zu entsenden.
Die bolivianischen und peruanischen Frauen sind geschickte Handarbeiterinnen. Auch hier wird im Straßenbild ständig gestrickt und gehäkelt, gestickt und gewebt, mit Handspindeln gesponnen, oft im Gehen. Im „Mundo Alpaka“ erfahren wir, dass 90% der Alpakas, Vikuñas und Lamas in Peru leben und wie mühsam der Prozess der Wollgewinnung aus dem Fell dieser Tiere ist. Viel Handarbeit steckt dahinter und viele der Muster, die wir auf den Märkten verarbeitet in diverse Mitbringsel und Kleidungsstücke sehen, haben ihren Ursprung in alten Inka-Zeichnungen.
Auf der langen Strecke Richtung Cusco machen wir Halt bei den Quellen von Aguas Calientes. Unsere späte Ankunft ermöglicht uns einerseits, die Wasserqualität nicht genau beurteilen zu können und andererseits ein romantisches Bad in den heißen Becken unter einem fantastischen Sternenhimmel.
Am nächsten Tag erinnert der Anblick in den verschiedensten trüben Becken an ein Suchbild aus „Wo ist Walter?“, denn es ist SchülerInnen-Tag. Zahlreiche Busse bringen unzählige Kinder in ihren dunkelblauen, -grünen und –roten Schultrainingsanzügen zu den heißen Quellen und es herrscht ein quirliges Gewusel in den überfüllten Becken. Vor dem Bad wird "pollo y trucha al horno" aus zu Öfen umfunktionierten Ölfässern serviert.