Stein auf Stein

Wie faszinierend Steine sein können erleben wir rund um Cusco im Heiligen Tal der Inkas. Bei Chinchero wurden die Steinmauern dazu benutzt, unzählige Terrassen anzulegen, um diverse Pflanzen anzubauen. Auch das Dörfchen selber zeugt an allen Ecken und Enden von der Existenz der alten Inka-Kultur.

Eine Laune der Natur lässt in einem benachbarten Tal seit Menschengedenken stark salzhaltiges Wasser aus dem Berg sprudeln. Wir staunen über die Schönheit der Salzterrassen von Pichingoto und zum wiederholten Male über die harten Arbeitsbedingungen der Menschen, die sich ihr karges Überleben mit dem händischen Abbau von Salz erkämpfen und trotzdem morgens lachend und scherzend zu Fuß aus dem 90 Minuten entfernten Dorf in Sandalen zu ihrem Arbeitsplatz wandern.

Moray wartet mit drei Krater auf, in denen die Inkas diverse Pflanzen, auch die Kartoffel, kultiviert hatten, quasi eine Inka-Versuchsanstalt für Flora aller Art, fein säuberlich in schön geschwungene Bögen vor vielen hundert Jahren angelegt.

Um den Touristenströmen wenigstens streckenweise zu entkommen, fahren wir mit dem Tioga so nahe wie möglich an Machu Picchu heran. Dazu geht es wieder einmal von 3000m über halsbrecherische Serpentinen auf einer perfekt asphaltierten Straße auf 4300m hinauf, die Wolken liegen uns mitten auf der Straße zu Füßen, doch dann fahren wir auf völlig ungewohnte 1500m hinunter! Eine breite Palette von Grüntönen leuchtet auf den Felshängen, das Wasser schießt in sprudelnden Wasserfällen auf die Straße. Ein vermeintliches ungewöhnliches Motorgeräusch stellt sich als die Stimmen des Dschungels heraus. Es zirpt, surrt und brummt ohrenbetäubend laut. An der Straße werden neben Kokospalmen, Bananenstauden und Orangenbäumen frisch gepflückte Bananen, groß wie Unterschenkelknochen, verkauft.

Der Campingplatz von Santa Teresa bietet ein sicheres Plätzchen für den Tioga und ein wahres Paradies an tropischen Früchten. Hier wachsen Bananen, Papayas, Orangen, Zitronen, Avocados, Tomate de Cola, Kaffeebohnen und Tabak. Señor Pedro erklärt uns stolz seine Landwirtschaft, die Verarbeitung und Pflege seiner Pflanzen. Die Kinder ernten einige Zitrusfrüchte und wir genießen den garantiert frischen Orangensaft.

Auf einer Rumpelstrecke mit abenteuerliche Brücken, auf der Hupen vor Kurven per Gebotsschild ausdrücklich verlangt wird, fahren wir mit dem Taxi bis zum fast fertiggestellten Wasserkraftwerk des Tales, deren Turbinen in riesigen Stollen im Berg untergebracht sind. An den Schienen der Machu Picchu Bahn wandern wir ohne, dass uns die Luft wegbleibt, in einem richtigen Urwald-Gewitter nach Aguas Calientes.

Aguas Calientes oder auch Machu Picchu Pueblo ist zu Hundertprozent auf den Tourismus ausgelegt, Gäste schlafen hier meist eine, maximale zwei Nächte. All die Waren und der Müll werden mühselig mit Wagerln durch den autofreien Ort transportiert und mit dem Zug weggeschafft. Heute sind die Abschlussveranstaltungen der Bürgermeister-Wahl, die in wenigen Tagen stattfinden. Menschengruppen mit bedruckten T-Shirts und Kappen, je nach KandidatIn, ziehen laut pfeifend, trommelnd und Kracher schmeißend durch den kleinen Ort. Im örtlichen Sportstadion, direkt neben unserem Hotel, wird von neun Uhr Abends bis fünf Uhr dreißig Früh, als wir noch müde in den Bus nach Machu Picchu steigen, das 73jährige Bestehen des Dorfes mit einer Reihe von Konzerten und begeistertem Publikum begangen. Die Busse fahren die Gäste die vielen Serpentinen des Hiram-Bingham-Weges zu den gewaltigen Ruinen von Machu Picchu – einem der sieben modernen Weltwunder - hinauf. Pachamama ist uns gnädig und die ersten Stunden haben wir die imposante Anlage bei gutem Wetter fast für uns, bis ab zehn Uhr die Tagesgäste eintreffen und es eng wird auf den Wegen. Eine Armada von stillen HelferInnen sorgt für den reibungslosen Ablauf in der Anlage. Männer und Frauen in liftwart-ähnlichen Jacken regeln die Gehrichtung auf den Wegen, andere jäten Unkraut, bessern die Steinmauern aus, schleppen Schuttsäcke, vertreiben die Lamas und kehren ihre Pemmerl zusammen.

Zurück zu unserem rollenden Heim wandern wir trockenen Fußes und mit nochmaligem Blick auf die imposante Anlage von Machu Picchu aus der Ferne.