Stein- und Schrott-Art

Auf dem Weg zurück durch das fruchtbare Urubamba-Tal, vorbei an filigranen Brücken, die glücklicherweise eine Umfahrung haben, freuen wir uns an den Früchten des Dschungels und erstehen köstliche Orangen, Mandarinen und Bananen (30 Stück für umgerechnet 2 Euro 50) frisch vom Baum.

Der Sonntag der BürgermeisterInnen-Wahl bringt die Bevölkerung von nah und fern zum Wahllokal – der örtlichen Schule - in Ollantaytambo. Frauen, Männer und Kindern haben sich herausgeputzt und tragen ihre Trachten für diesen festlichen Anlass. An der Straße zum Wahllokal stehen die KandidatInnen, schütteln die Hände der Vorbeigehenden und rufen ihr Zeichen – „corazon!“, „arbol!“, „pelota!“ - damit das Kreuzerl an der richtigen Stelle gemacht wird.

Ollantaytambo ist die einzige Stadt Südamerikas, die seit der Inka-Zeit durchgehend besiedelt ist. Das ausgeklügelte offene Kanalsystem der Inkas zur Wasserversorgung ist nach wie vor in Gebrauch, der Grundriss der Stadt nahezu unverändert. Die von den Inkas unvollendete Tempelburg von Ollantaytambo klebt mit ihren gewaltig großen Steinen am Berghang hoch über dem Örtchen.

Hatten wir bislang Machu Picchu für groß gehalten, so werden wir in Pisaq, der bedeutendsten Stadt der Inkas nach Cusco, eines Besseren belehrt. Die Anlage umfasst mehrere Quadratkilometer und auf unserem ausgiebigen Rundgang können wir Ähnlichkeiten mit Machu Picchu ausmachen. Hier in Pisaq wurden die Toten im Felsen begraben. Da die Spanier die Gräber geplündert hatten, sind nur mehr Löcher übrig.

Mit den Ruinen der weitläufigen Festung Sacsawayman, die hoch über Cusco thront, runden wir unsere Inka-Ruinen-Bildungsreise mit megagroßen Steinen vorerst ab. Bis zu 15 Tonnen sollen die Steine wiegen, die die Inkas hier in ihre perfekt gebauten Mauern verarbeitet haben. Nach wie vor ist völlig unklar, mit welcher Technik die Inkas dies schaffen konnten, denn sie hatten keine Räder oder Flaschenzüge in Verwendung. Fest steht, dass an dieser Festung 40.000 Menschen 70 Jahre lang gearbeitet haben. Unter der Festung lässt sich einige Meter durch unterirdische in den Stein gehauene Tunnel gehen und somit ein kleines Gefühl dafür bekommen, wie die Inkas die Geheimgänge zwischen dem tiefer liegenden Cusco und der Festung genützt haben können. Die Natur hat aus großen Steinen natürliche Rutschen auf dem Gelände gebaut, ein Härtetest für jeden Hosenboden.

Nach unserer Rundreise genießen wir abermals die Ruhe und die netten Mitreisenden am Campingplatz in Cusco und entdecken die schöne Stadt noch ein wenig mehr. In einem Museum staunen wir über die Praxis der Inkas, die Schädelknochen von Babies, vermutlich je nach sozialem Status, zu langgezogenen birnen- oder herzförmigen Köpfen mittels Stoffwickel zu verformen und die Art der Bestattung, nämlich in Hockstellung in Körben.

Ein Besuch beim Mechaniker Nilo ist für uns schon fast obligatorisch und holt uns von der all der Kultur wieder auf den Boden der Tatsachen, die Kinder vertreiben sich die Zeit mit Schrott-Art.

Der bisher immer blaue Himmel zeigt nun, als Ankündigung der Regenzeit in den Anden, auch andere Farben. Wir setzen, mit schnurrendem Motor und wieder funktionierendem Kühlschrank, Kurs Richtung peruanischer Küste.