Die Küste Perus bringt eine windige Wüstenlandschaft mit sich. Der Campingplatz „Wasipunko“ – „die Tür meines Hauses“ - liegt mitten in den Dünen rund um Nasca - wahrlich ein Ort zum Wohlfühlen. Allerlei Getier läuft über das fantasievoll gestaltete Grundstück, auf dem es ständig etwas Neues zu entdecken gibt. Mittels eines alten Automotors wird Wasser aus dem tiefen Brunnen gepumpt und kommt kochend heiß an die Oberfläche. Die angrenzende Landwirtschaft und auch ein kleines Planschbecken kommen so zu reichlich frischem Wasser. Morgens weckt uns der Ruf des Pfaus, der am Dach eines alten Pick-Ups thront und sogleich für seine zwei GefährtInnen ein Rad schlägt. Dieser wunderbare Ort dient als perfekte Kulisse für Ios erste Deutsch-Schularbeit. Die Schule hat nach wie vor einen täglichen Fixplatz in unserem Wohnmobil-Leben und es wird fleißig gerechnet und geschrieben.
Wenige Kilometer vom allmorgendlichen Ruf des Pfaus entfernt wurden vor rund 2200 Jahren riesige Figuren, Abbildungen und geometrische Formen vom Volk der Nasca- und Paracas-Kultur in den staubigen Wüstenboden eingekratzt. Magenschonend sehen wir uns mehrere der zahlreichen Abbildungen von den Aussichtstürmen aus an. Auch aus geringer Höhe sind die Tier- und Menschenfiguren beeindruckend und es ist erstaunlich, wie die Natur diese Kunstwerke so lange erhalten konnte.
Die Dünen ziehen sich weiter an der Küste entlang, unterbrochen von der Wüstenoase Huacachina, in den 1920er Jahren ein angesagter Badeort, heute würde niemand mehr ernsthaft eine Zehe in den schmutzigen Tümpel in Mitten der Palmen stecken. Die riesigen Sandberge um die Oase herum bieten sich für eine wilde Fahrt mit Sandbuggies inklusive einem Rutsch über den heißen Sand an. Unser bulliger Fahrer steuert das laute Gefährt auf den dicken Rädern mit stoischer Miene durch die enormen Dünen, das Erlebnis kann mit einer Hochschaubahn-Fahrt locker mithalten.
Linus genießt zum Drüberstreuen eine Exklusivausfahrt am Sprinti einer an unserer Art der Fortbewegung interessierten Tourismus-Polizistin, heute gibt es für sie in der Ferien-Oase sonst nicht viel zu tun.
Vorbei an Bergen von reifen Wassermelonen, saftigen Orangen und knackigen Pecannüssen, frisch aus der Gegend, und etlichen Kilometern Weinreben fahren wir an die Küste weiter und biegen auf die Halbinsel Paracas ab. Hier weht rauer, kalter Wind vom Pazifik, die Pelikane, Möwen und anderen Seevögel mit bunten Schnäbeln müssen ihre Flügel kräftig schlagen. Die Freude über die Ankunft am Meer ist bei den Kindern groß, Wasserberührung muss sein, die Temperatur ist Nebensache, stundenlanges Muschelsuchen und Felsenklettern steht auf dem Plan an diesen einsamen Stränden, denn hier in Peru ist es erst Frühling.
Mit einem Schnellboot geht es, begleitet von Delfinen und vorbei an einer weiteren uralten Felszeichnung aus der Paracas-Kultur – dem „Candelabro“ - vor die Inseln Ballestras, einem Naturschutzgebiet für zahlreiche Vögel, Robben und Pinguine. Die Robben liegen gemütlich auf den Felsen herum und spielen gelegentlich mit einem Seestern. Der Duft der weißen Batzen, den die etlichen Seevögel hinterlassen, ist nichts für schwache Nasen. Alle sieben Jahre kratzen 300 Menschen, die den Geruchssinn wohl irgendwie für diese vier Monate ausschalten, diese Batzen, die dann auf vier Meter hohem Kruste angewachsen sind, als „Guano“, ein Dünger für die Landwirtschaft, vom Felsen.
Der Geruch bleibt die ruhige frühlingshafte Küste weiter nordwärts erhalten, erst im Dezember, wenn das Wetter heißer wird, kommen die Badegäste.
Kurz vor Lima machen wir bei einer Verkehrskontrolle erstmalig Bekanntschaft mit korrupten Polizisten. Von Stoffls schlechter Laune darauf sind sie so überrascht, dass sie uns ohne Schmiergeldzahlung weiterfahren lassen.