Stoffl wird mit seinem schmerzenden und geschwollenen Fuß von einer Kichwa-Frau an die Heilerin der Gegend weiterverwiesen. Señora Sara ist fast blind und wirkt alt, vermutlich ist sie erst Ende 40, in ihrem Haus wohnt eine unüberschaubare Anzahl von erwachsenen Menschen und Kindern jeder Altersstufe. Die Behandlung findet im großen Wohnraum mit angrenzender Küche statt, es wohnen diverse Familienmitglieder bei. Der Prozess des Einreibens mit Pflanzenblättern, Essenzen, Pasten und Kräutergemischen wird von ständigen Bekreuzigungen begleitet, Stoffls Fuß wird geknetet und massiert, gedehnt und gedreht und schlussendlich nach guten 20 Minuten mit einem Verband – ob wir denn einen dabei hätten? ja, haben wir – eingepackt. Die Verordnung lautet nicht aufsteigen und morgen wiederkommen, die Dollarnote, deren Wert wir selber bestimmen dürfen, wird, ebenfalls bedacht mit vielen Kreuzen und mehrmaliger Berührung der Marienstatue im improvisierten Heimaltar, dankend eingesteckt.
So kehren wir zurück nach Misahuallí, sehr zur Freude von Io und Linus, denn sie können von den Affen am Hauptplatz nicht genug bekommen. Astrid wagt sich unvorsichtigerweise mit dem Obsteinkauf auf den Platz – schon ist ein frecher Affe da, reißt das Sackerl blitzschnell auf und verschwindet, geschickt zwei Granadillas balancierend, eine lässt er sich von einem Affen-Kollegen abluchsen, verzehrt werden die geraubten Früchte im Schutze des Baums. Die Brücke über den Rio Napo überqueren wir mittlerweile routiniert und gekonnt, das System – immer nur einen auf einmal drüber lassen – ist bestechend einfach und praktisch.
Señora Sara kümmert sich ein zweites Mal um Stoffls Bänderriss, dann verlassen wir die Schwüle des Dschungels. Wir sehen uns nach der kühlen frischen Luft der Anden, auch ist kein Platz mehr auf unseren Unterschenkeln für weitere Mückenstiche. So geht es aufwärts bis auf über 3000m, die Landschaft könnte grüner nicht sein, die Straßen sind wunderbar ausgebaut, die vielen Serpentinen problemlos zu fahren. Quito kommt näher und es mutet städtisch an, wir heben uns die Hauptstadt für später auf, jetzt ruft der Berg.
Zur großen Freude aller stoßen Karin und Paul zu uns, sie testen mit uns gemeinsam die Bergtauglichkeit und Ausstattung des Wohnmobils für sechs Personen. Gemeinsam erklimmen wir – na gut, befahren wir – den Cotopaxi. Die Luft auf 4600m ist dünn, doch der Nebel gibt den Vulkankegel für Fotos frei, während sich der Andenfuchs an unserem Biomüll labt. Wir versuchen den Aufstieg zur Hütte, 200 Höhenmeter fühlen sich in dieser Höhe an wie ein Marathonlauf für Untrainierte, das Wetter gibt uns eine gute Ausrede fürs Umkehren.
Die Anfahrt rund um den Vulkankrater von Quilotoa benötigt wieder einige Adjektive im Superlativ. Ecuador ist landschaftlich so unglaublich reizvoll, unsere Augen entdecken immer neue Grüntöne!
Beim Aufstieg aus dem Vulkankrater in atemberaubender Höhe greifen wir auf MS – Mulistärken - zurück.