Die Natur soll es nochmal sein, die wir hier in Ecuador und auch in den anderen beiden Ländern, die wir bereist haben, so schätzen. Atemlose Höhe, atemberaubende Natur, wenig Touristen – die Laguna Cuicocha bietet all das. Der tiefblaue, über 200m tiefe Kratersee eines noch immer aktiven Vulkans blubbert in kleinen Bläschen, es gibt keine Fische, da durch die fehlenden Strände und weder Zu- noch Abfluss zu wenig Sauerstoff im Wasser vorhanden ist. Auf den beiden unbewohnten Inseln, die der letzte Vulkanausbruch vor rund 3000 Jahren geformt hat, haben sich große Meerschweinchen-Kolonien gebildet, da die Indigenas glaubten, sie könnten ihren Wunsch nach Kindern oder das Ende ihres Singeldaseins durch eine Bootsfahrt zwischen den Inseln positiv beeinflussen. War das Ziel erreicht, wurde ein Meerschweinchen als Dank auf eine der Inseln ausgesetzt.
Nach einem Einkaufsstop im ecuadorianischen Leder-Mekka Cotacachi steuern wir unseren letzten Stellplatz für den Tioga an. Patricia und Hans mit ihrer Tochter Jördis betreiben einen Campingplatz mit „Cafe Aleman“ mit leckerem Essen und köstlichen Torten in Ibarra, der uns nur so staunen lässt, hier finden wir europäische Standards, die sich perfekt in den Charme Südamerikas einfügen. Wir bekommen die Gelegenheit, ein wenig in den Arbeitsalltag des deutschen Auswandererpaares hineinzuschauen. Mit ihrer eigenen Baufirma errichten sie derzeit Reihenhäuser, die Bauarbeiter sind bei ihnen angestellt. Der monatliche Mindestlohn eines Bauarbeiters beträgt $340, da mutet die Einkaufswelt im nahen Shopping-Center zu europäischen Preisen noch surrealer an.
In Ibarra lässt sich all das erledigen, was Organisatorisches zum Ende unsere Reise anfällt. Bei der Spezialität helado de paila stellen wir uns vor, der geriebene salzige Frischkäse oben drauf ist Topfen, dann schmeckt es ganz gut. Mit anderen Reisenden können wir die Erfahrungen unserer Reise nochmals Revue passieren lassen und immer wieder fasziniert lauschen, wie unterschiedlich Reiseleben gestaltet sind. Sven und Kira aus Deutschland reisen mit ihren Fahrrädern und ihrem Hund, Ziel ist Alaska, Zeit unbegrenzt, Heide und Koen aus Belgien sind in Afrika und im Asien jeweils ein Jahr mit ihren vier Kindern unterwegs gewesen, jetzt sind die Kinder erwachsen und sie haben vor, die nächsten fünf Jahre immer wieder für mehrere Wochen am Stück in Südamerika unterwegs zu sein. Darly und Juan-Carlos aus Kolumbien verdienen sich das Reisebudget für die Fahrt mit ihrem bunten VW-Bus mit ihrer Musik, Julie und Rus aus den USA haben alles verkauft, ihre Jobs aufgegeben und sind seit 17 Monaten mit ihrem Jeep Wrangler samt Dachzelt auf der Suche nach einem neuen Zu Hause und einer Inspiration für eine Geschäftsidee. Fabian aus Deutschland finanziert sich mit seiner journalistischen Arbeit seit vier Jahren seine Reise über alle Kontinente im VW-Bus, mit dem er schon als Kind mit seinen Eltern unterwegs war, Mike aus Holland reist alleine mit seinem Motorrad.
Wir sind mit unseren Gedanken immer wieder in Wien, wieder nach Hause zu kommen und zu Hause zu sein ist oft das Thema unserer Gespräche. Linus freut sich auf eine Topfengolatsche, Io und Stoffl auf richtiges Brot und Astrid auf Mannerschnitten. Und ganz besonders freuen wir uns alle, unsere Familie, Freundinnen und Freunde wieder zu sehen! Und dann erinnern wir uns daran, dass wir ja noch hier sind und genießen unsere Abschlusstage und das südamerikanische Leben.